"Boys' Day" in der Lebenshilfe

Landkreis Haßberge/Sylbach. „Ja“, „Ja“, „Ja, auf jedenfall“, „Ja“. Das Fazit von Tarkan, Felix, Marcel und Joachim war ebenso kurz wie eindeutig: Der „Boys` Day“ war für die vier Teenager eine gelungene Angelegenheit und sollte unbedingt weiter fortgesetzt werden. Im Förderzentrum der Lebenshilfe Haßberge in Sylbach bekamen sie Einblicke in die Berufssparten Sonderschullehrer, heilpädagogischer Förderlehrer, Erzieher oder Sozialpädagoge.

Und alle können sich nach einem siebenstündigen Einblick durchaus vorstellen, nach ihrer Schulzeit in einem sozialen Bereich tätig zu werden, in dem der Frauenanteil normalerweise noch dominiert. „Ich hatte vorher schon viel von der Lebenshilfe gehört und Freunde von mir fanden sie ebenfalls ganz o. k“, war es für Tarkan Hohenhaus aus Kleinmünster klar, dass er am „Boys` Day“ in die Einrichtung nach Sylbach geht. Die Entscheidung hat er nicht bereut, denn der Zwölfjährige, der die 7. Klasse der Mittelschule in Hofheim besucht, fand die gemachten Erfahrungen mit den Schülern der Grundschulstufe „cool. Ich überlege mir, ob ich öfters komme“, sagte Tarkan nach dem abwechslungsreichen Tag in Schule und Tagesstätte. Gefallen hat ihm besonders, „dass die Kinder auch auf uns eingegangen sind und sich nicht gleich vor uns versteckt haben. Und das der Unterricht so locker gemacht wird.“ Auch der gleichaltrige Marcel Ruß aus Knetzgau sowie sein ein Jahr älterer Klassenkamerad Felix Müller aus Oberschwappach, beide von der 7a der Mittelschule in Knetzgau, waren begeistert. „Ich finde es toll“, fiel bei Felix bereits die Zwischenbilanz in der wohlverdienten Mittagspause positiv aus. Marcel wäre einer Arbeit in einem sozialen Bereich nicht abgeneigt, doch andere Arbeitsfelder möchte er freilich auch noch kennenlernen, um letztlich die richtige Entscheidung zu treffen. „Die fällt dann wahrscheinlich schon leichter“, sagt er.

Die Aktion „Boys´ Day“, die im Gegensatz zum bereits 14. Mal durchgeführten „Girls´ Day“ erst zum dritten Mal stattfand, stößt bei den vier auf große Akzeptanz. „Ich finde es gut, denn man kann einmal andere Berufe kennenlernen“, betonte Tarkan. Der Siebtklässler ist zudem fest der Meinung, dass Jungs nicht nur typische Männerberufe ausüben sollten wie etwa in einer Fabrik an Maschinen. „Das wird ja auch langsam langweilig.“ Felix wäre derweil nicht abgeneigt, wenn derartige Aktionen bezüglich Berufsfindung noch öfters als nur ein Mal im Jahr stattfinden würden. Doch seinem Wunsch wird bald entsprochen, wie Marcel erklärte: „Wir besuchen nach den Osterferien das berufliche Fortbildungszentrum in Ebern.“

 

Mittendrin, statt nur dabei: Tarkan (3. von links) und Felix (7. von rechts) durften bei der Turnstunde gleich ihre Sprungkraft unter Beweis stellen. Zusammen mit Marcel (links) und Joachim (nicht auf dem Bild) hatten die vier Jungs bei ihrem „Boys´ Day“ in der Lebenshilfe Haßberge in Sylbach viel Spaß. Sie bekamen interessante Einblicke in die Arbeit eines Sonderschullehrers, eines heilpädagogischen Förderlehrers oder eines Erziehers.

 

Sylbach/Königsberg. „Spielen bringt Menschen zusammen“, nannte Katharina Bauer die Hauptidee für eine tolle und vor allem gemeinsame Aktion. Und die Leiterin „Aus- und Weiterbildung“ hatte wie die „Azubis“ der „Fränkischen“ in Königsberg ihren Spaß beim Spieltag im Förderzentrum der Lebenshilfe Haßberge in Sylbach – ebenso wie die Schüler in der Einrichtung.

Dazu hatte Spiel- und Theatertrainer Michael Keim von MainSpielMobil viele Tisch-, Bewegungs- und Erlebnisspiele im Foyer, in den Gängen und in der Turnhalle aufgebaut. „Unsere Azubis sollen einen Blick über den Tellerrand riskieren“, machte Katharina Bauer deutlich. Sie bezeichnete die Begegnung mit den Lehrkräften, Erziehern und Betreuern sowie natürlich den Kindern und Jugendlichen von Schule und Tagesstätte als eine Chance, die genutzt werden soll, um Fragen zu stellen, Verständnis füreinander zu fördern und spielerisch in Kontakt zu kommen. „Die Kompetenzen ‚Kommunikation’, ‚Einfühlungsvermögen’ und das kooperative Miteinander werden so gestärkt, und die Azubis erleben die sonst meist nur theoretisch vermittelten Werte hautnah“, erklärte Bauer.

Kam der erste Kontakt mit der Lebenshilfe vor zwei Jahren bei einer Spendenübergabe nach einer Kuchenverkaufsaktion der damaligen Lehrlinge zustande, so lernten sich beide Seiten nun näher kennen – vor allem spielerisch. „Sehr schön“, beschrieb Larissa Weißenseel aus Ibind ihre ersten Eindrücke. „Es sind viele verschiedene Kinder, unterschiedlich alt“, sagte die 17-jährige „Und eine schöne große Anlage“, fügte die gleichaltrige Vanessa Böhm aus Königsberg hinzu. Beide Mädchen, die jeweils zur Industriekauffrau ausgebildet werden, sind der Meinung, dass auch andere Betriebe beziehungsweise deren Auszubildenden mit Lebenshilfeeinrichtungen in Kontakt treten sollten. „Es ist einfach gut, so etwas mal zu sehen“, lautete ihr Fazit.

„Was kommt auf mich zu, wie gehe ich mit den Jugendlichen um“, gingen Jordan Leon (19) aus Haßfurt vor dem Beginn der Spieleaktion viele Gedanken im Kopf herum. Seine ersten Eindrücke waren dann aber positiv. „Doch, es war eigentlich sehr interessant und wesentlich einfacher, als ich dachte“, hatte der angehende Informatik-Kaufmann „richtig Spaß.“ Er hielt solche Aktionen für „sehr sinnvoll, denn man lernt einfach den zwischenmenschlichen Umgang auch mit gehandicapten Leuten einfach besser kennen. Es bringt auf jedenfall etwas.“

Auch Annika Schlund (18) aus Aidhausen sowie Katharina Braun (19) aus Breitbrunn waren am Ende zufrieden mit dem etwas anderen Arbeitstag. „Man hat gar keinen Unterschied gemerkt, ob das Kind aus einer Grundschule kommt oder Schüler der Lebenshilfe ist“, meinte Annika während sich Katharina „total überrascht“ zeigte, wie offen die Kinder sind. „Die sind gleich auf einem zugegangen. Und beim Stelzenlaufen waren einige so ehrgeizig, einige Meter zurückzulegen. Das war echt bewundernswert.“